von Yvonne Lukowski
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19. Dezember 2020
aufgrund eines satzes, den eine liebe Pferdebesitzerin gesagt hat, habe ich mich hingesetzt und musste unbedingt so einiges zu Papier bringen. und es wird ein sehr emotionaler blogeintrag. der Satz lautete: Pferde haben keinen schmerzlaut! wenn wir einmal kurz die Tierwelt gedanklich durchgehen, dann fällt uns auf, dass Hunde, Katzen, Schweine, Geflügel und viele andere Tiere laut aufschreien, wenn sie schmerzen haben und sich sofort bemerkbar machen, wenn man zum Beispiel einmal aus versehen, dem lieben Vierbeiner auf den Fuß getreten ist. ein pferd tut dies nicht! was bedeutet dies also konkret? Pferde quietschen nicht laut auf, wenn sie die Gerte trifft, sie jammern nicht, wenn der Hufschmied ihnen mit der feile auf den Bauch schlägt, weil sie nicht still halten. sie machen keinen laut, wenn sie die Sporen schmerzhaft treffen, weil sie die Lektion nicht korrekt ausgeführt haben. Pferde haben nur körperliche Möglichkeiten sich mitzuteilen. und das tun sie - immer! aber meistens wird nicht zugehört bzw. wird es als Widersetzlichkeit ausgelegt, die schleunigst zu bestrafen und unterbinden gilt. ich frage mich immer wieder, was zum teufel gibt uns das recht, sie zu züchtigen, mit Gerte und Sporen das Pferd zu bearbeiten, sie mit Hilfszügeln und Zusatzriemen zusammen zu schnüren. es scheint sich ziemlich gut anzufühlen, so viel macht über so viele kilo zu haben. auch Sätze wie: der hat keine lust! der verarscht dich! der versucht um die Arbeit rum zu kommen! der ist faul! der weiß ganz genau, was ich will, aber macht es nicht! - ich kann sie nicht mehr hören! es mag sein, dass dein Pferd keine lust auf die Arbeit hat. aber hast du dich schon mal gefragt, ob es an der art und weise der Arbeit liegt? an körperlichen Einschränkungen? an falscher Kommunikation? daran, dass man seinen alltagsstress mit in den stall nimmt und das liebe Pferd es abbekommt? wenn der Sattel nicht passt und an bestimmten stellen drückt und zwickt, in den Lendenwirbelbereich drückt, die Schulter einschränkt, den trapezmuskel abdrückt, zu lang ist oder einfach von der form her nicht passt - wie soll dein Pferd dann willig und entspannt unter dir gehen. Mach einmal einen Selbstversuch und stopfe in eines deiner paar Schuhe Socken vorne rein und dann versuche eine runde zu joggen. fühlt sich schmerzhaft an? hättest du du so Lust auf joggen? Wie teilt dein Pferd dir also mit, dass der Sattel nicht passt? es beginnt meist schon mit fehlender losgelassenheit, rücken wegdrücken, hinten kurz treten. sie treten zur Seite oder legen die Ohren an, wenn du es satteln möchtest. ich kenne so viele Pferde mit Sattelzwang. kein wunder, wenn ich manchen beim satteln und gurten zusehe - auch beim Nachgurten. der Sattel wird drauf geschmissen, wie ein nasser sack, der Gurt zugezogen mit einem ruck - die Satteldecke nicht eingekammert - rein in die halle, direkt rauf aufs Pferd - eine runde und dann direkt mit ruck nachgegurtet. und wehe das Pferd bleibt dabei nicht stehen, dann setzt es aber was. unpassende Sättel können körperlich ordentlich etwas anrichten. wer sich schon mal einen Wirbel verschoben hat oder einen beckenschiefstand hatte, der kann sich vielleicht vorstellen, wie sich das für ein Pferd in Anlehnung mit einem Reiter anfühlt. bitte höre deinem Pferd zu, wenn es sich gegen das satteln wehrt. es stimmt etwas nicht. Pferde, die stunden in ihrer box verbringen und nur zum putzen, satteln und Leistung erbringen rausgeholt werden, sollen so richtig bock auf den menschen und die Arbeit haben? wirklich? sind Pferde nun unsere Partner und freunde oder reine Arbeitstiere? kommt dein Pferd zu dir, wenn du auf die Koppel oder an die box kommst? oder dreht es sich weg? dann hat er wohl wirklich keinen bock. Aber die Frage ist doch, warum! wir haben ein supersensibles Wesen, die uns das vertrauen schenken, uns auf ihrem rücken durch die Gegend zu tragen. was hier wirklich fehlt ist die Demut! Demut, dass es sich um ein Lebewesen handelt, das auf uns angewiesen ist und nichts von uns will, als Zuneigung, liebe und Verständnis! sie verstehen nicht, warum sie gezüchtigt, geschlagen und zusammengeschnürt werden. das gibt es nicht so oft? ich arbeite mit so vielen Pferden, die während ihrer Ausbildung offensichtlich leid und Züchtigung erfahren haben. oder warum ergreifen manche Tiere beim reinen Anblick einer Gerte panikartig die flucht. fangen zu zittern an, wenn sie ein seil sehen.sind beim reiten nur damit beschäftigt unter dem hintern weg zu rennen oder sich zu verspannen. knirschen oder klappern mit den zähnen, sobald die Zügel nur ein wenig angenommen werden. Pferde, die den kopf oben tragen werden einfach mit Ausbildern oder schlaufzügeln in die gewünschte Position geschnürt. auch hier wieder einmal ein Selbstversuch. stellt euch aufrecht hin, nehmt das Kinn an die brust, den Oberkörper ein wenig nach vorne und jetzt versucht schnell zu gehen. fühlt sich an, als würdet ihr umfallen? so fühlt sich dein Pferd. Denn der kopf und hals sind die balancestange, wenn das Pferd muskulär noch nicht in der läge ist, die Balance in Anlehnung zu halten. somit sind Pferde oft in ausgebundenem zustand schnell unterwegs an der Longe, da sie versuchen, mit Geschwindigkeit das disbalance Gefühl auszugleichen. wenn also dein Pferd nicht ohne hilfszügel lernt, den kopf zu senken und locker auch in einer biegung an der Longe zu laufen, dann richtest du mit Hilfszügel nur ordentlich etwas an. Panik im Pferd und die Bildung falscher Muskeln. klar dauert es viel länger ohne, aber es ist gesünder und am ende dauerhafter. auch Pferde, die ständig am Gebiss rumspielen, kauen, knirschen, maul aufsperren - haben einen Grund dafür. Zahnprobleme, Kiefer-, Zungenbein oder Kopfgelenkblockaden- falsches Gebiss oder zu harte Reiterhand. und es ist nicht die Lösung, das maul an Nasen- und sperriemen bis zum Anschlag zuzuschnüren. vielleicht hört das Pferd dann mit den Symptomen auf. aber die Ursache besteht weiter. Also geht diese Verspannung irgendwann auf die Halswirbelsäule, den Rücken und das Becken über. ich kann gar nicht beschreiben, wie viele Pferde ich in hallen, platzen oder in Höfen, vorbeistaksen sehe. Damit meine ich, dass offensichtlich das Becken, das ISG oder andere stellen blockiert sind und sie werden mit einem ordentlichen gertenhieb betraft, weil sie auf der linken Hand außen angaloppieren. sie können das mit einem blockierten Becken einfach nicht. und si bieten trotz schmerzen das an, was ihnen möglich ist. und was kassieren sie dafür? nun muss ich aber auch einmal sagen, dass ganz viele Pferdebesitzer regelmäßig, Zahnarzt, Sattler und Osten holen, aber sich trotzdem nichts ändert. Wenn nach einer Behandlung etwas nicht offensichtlich besser wird, dann war die Behandlung nicht erfolgreich oder nur zum teil. hört auf euren Bauch und traut euch, nachzufragen - eine zweite Meinung einzuholen. die widersetzlichkeiten sind wirklich ein großes Thema und ganz klar, darf es nicht gefährlich für den menschen werden. aber wir sollten erst einmal ausschließen, dass der Grund für diese widersetzlichkeiten nichts körperliches ist, es nicht am Equipment liegt oder sie stress ausgesetzt sind aufgrund falscher Haltung, falscher herdenzusammensetzung oder organischen Problemen, wie Nieren- Leber- oder Magenproblemen. sind diese punkte zu 100% ausgeschlossen, dann müssen wir noch an unserem Training feilen und die Pferde muskulär und körperlich so aufbauen, dass sie die von uns geforderten Lektionen auch darstellen können. und nein, wenn ich nur zweimal die Woche mich auf mein Pferd setze und sonst kein Aufbautraining mache, kann ich keine Dressurlektionen erwarten. wer nimmt sich denn wirklich zeit und fährt nur raus, um sein Pferd zu putzen, eine Karotte zu geben, an der Lieblingsstelle zu kraulen und wieder in ruhe zu lassen? geht es beim reiten immer nur um das miteinander mit dem Pferd oder darum, dass die anderen am stall staunend sagen können, wie sehr man das Pferd im griff hat? gestehen wir uns immer ein, wenn wir nicht weiter kommen und holen uns Hilfe? oder versuchen wir es einfach mit Gewalt und zwang?! denn wir sollten bei allem immer vor augen haben, dass Pferde nicht schreien. zumindest nicht laut! in stillen und leisen schon! denn nicht sie müssen uns lernen zu verstehen, sondern wir sie!